Die vielfältigen künstlerischen und handwerklichen Angebote umfassen Tätigkeiten im Wochenrhythmus (z.B. Aquarellmalen), im Jahreslauf (z.B. die Herstellung des eigenen Schwertes, Michaeli) und viele Gestaltungsmöglichkeiten im täglichen Freispiel. Sie sind eine wichtige Stütze und werden in dem erziehungspraktischen Teil ausführlich dargestellt.
Dem Jahreslauf folgend finden die Märchen- und Rollenspiele statt, die das Kind in den verschiedenen Rollen in die Gruppengemeinschaft hineinstellen, aber in Einzelrollen auch individuell hervortreten lassen. Gewänder und diverse Requisiten une eine differenziert ausgeformte Text- und Musikgestaltung verleihen den Spielen einen lebendigen und künstlerisch wertvollen Charakter. Die Spiele bieten die grosse Möglichkeit, einer einseitigen geschlechtsspezifischen Trennung im Kindergarten vorzubeugen und die Rollen unabhängig davon zu verteilen. Oft ist dies sogar der Wunsch der Kinder! Dies gilt auch für jeden anderen Bereich im Kindergarten, sei es in der Küche, im Handwerk, in der Puppenecke oder in der freien Natur.
Wir nehmen jede Gelegenheit wahr, fremde Kulturen kennenzulernen und dadurch die interkulturelle Erziehung zu fördern. Durch verschiedene Tänze, Musik, Lieder in anderen Sprachen und entsprechende Accessoires ergreifen wir den Hintergrund beispielsweise des Dreikönigsspiels oder der Flucht nach Ägypten und lassen diese Kultur bei uns aufleben. Das erweitert unseren Horizont, lässt Andersartigkeit achtungsvoll in Erscheinung treten, macht Spass und schenkt Weltoffenheit. Kommt ein Kind aus einem anderen Kulturkreis zu uns, so bemühen wir uns ebenfalls, auf seine Welt einzugehen, etwas von seiner Sprache einzuführen, einen Brauch, einen Tanz oder Geschichten aus diesem Land aufzugreifen, oder einen Reigen danach zu gestalten, wie etwa den Ablauf des Reisanbaus zu spielen und singend und tänzerisch zu begleiten.
Die Märchen- und Weihnachtsspiele finden meist ihren Höhepunkt in einem gemeinsamen Fest mit den Eltern. Feste sind wie das Aufsuchen einer Oase nach einer langen Wanderung. Die Früchte aller Bemühungen stellen sich dort ein, und die Kinder freuen sich von Herzen daran, ihren Eltern all das Erlernte zu zeigen und sie an ihrem Erleben teilhaftig werden zu lassen. Sie bereiten sich intensiv darauf vor, helfen überall mit, üben Texte und Lieder und freuen sich riesig über ihre eigenen Begabungen und Fähigkeiten. Auch sind sie sehr daran interessiert, dass die ganze Gruppe ihr Bestes gibt und zusammenhält! Die Inhalte der Feste leben zwei bis vier Wochen im Kindergarten, werden ergriffen, verinnerlicht und dann hervorgebracht. Der Nachklang des Festes geht dann über in die Stimmung der folgenden Jahreszeit.
Das Fest ist das Geheimnisses Feierkleid dass Gewesene und das Zukünftige seiend macht für die Sinne des Menschen.
(Thomas Mann)
Feste sind Knotenpunkte des Jahres die uns verknüpfen mit dem Geiste des Alls.
(Rudolf Steiner)
Feste sind wie ein unsichtbares Haus für das Gute und die Seelenkräfte der Liebe.
(alte Spruchweisheit)
Tradition sollte nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weitertragen der Glut sein.
(Griechischer Spruch)
Ein Leben ohne Feste ist wie ein langer Weg ohne Herbergen.
(Demokrit, 500 vor Christus)
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